Bewusstheit im Jetzt oder als Prozess

Wenn von spontanen Menschen die Rede ist, kann es sich um Menschen handeln, deren innere Autorität das Milz-Zentrum ist. Diese Menschen haben kein definiertes Emotional- oder Sakral-Zentrum. Es können aber auch Generatoren mit undefiniertem Solarplexus, deren Sakral-Zentrum direkt oder indirekt mit dem Milz-Zentrum verbunden ist als spontan bezeichnet werden. Sie sind spontan reagierend, ihre innere Autorität ist jedoch das Sakral. Den Gegenpol dazu bilden all jene Menschen, die einen definierten Solarplexus und somit eine emotionale innere Autorität haben. Sie sind nicht spontan und haben keine Bewusstheit im Jetzt.

Spontane Menschen können schnell auf Situationen reagieren, improvisieren und plötzlich die Richtung ändern. Sie können gut für ihr eigenes Überleben und ihre Sicherheit sorgen. Das verschafft ihnen gegenüber emotionalen Menschen einen Vorteil. Während emotionale Menschen immer noch Informationen verarbeiten, haben sie längst eine Entscheidung getroffen. Sie sind zwar immer die Schnelleren, dabei aber auch oberflächlich. Die umfangreiche Wahrnehmung eines emotionalen Menschen haben sie nicht. 

Die Herausforderung in Beziehung besteht für sie darin zu lernen, ihren spontanen Impulsen auch dann zu folgen, wenn sie von einem definierten Solarplexus konditioniert werden. Durch die emotionale Energie beeinflusst wird das Hier und Jetzt unklar. Der Solarplexus ist ein stärkeres Wahrnehmungszentrum als das Milz-Zentrum. Die Signale aus der Milz sind leise und kurz. Die Energie aus dem Solarplexus kann gewaltig und laut sein.

Wenn sich diese Energie im offenen Solarplexus eines Milz-Menschen verstärkt, kann es schwierig sein, die eigene Intuition noch wahrzunehmen und man kann von Emotionen überwältigt werden. Daher ist es für den spontanen Menschen sehr wichtig, sich immer wieder aus der Aura des emotionalen Partners zurückzuziehen. Wenn er es schafft, mit der Wachsamkeit seiner Intuition verbunden zu bleiben, wird ihm diese auch signalisieren wann es Abstand braucht und wann er sich wieder annähern kann. 

Während beim spontanen Menschen plötzliche Bewusstheit Aufschluss über die eigene Wahrheit gibt, nähert sich der emotionale Mensch in einem Prozess immer weiter seiner Wahrheit an. In ihm wird sein ganzes Leben lang eine ständig auf- und absteigende Welle von wechselnden emotionalen Zuständen produziert. Dies ist keine Störung, sondern der natürliche Ausdruck eines definierten Solarplexus. Nur durch Abwarten der Welle und nach dem Durchlaufen von verschiedenen Stimmungen entsteht im emotionalen Menschen klare Bewusstheit. Erst dann weiß er, was für ihn stimmt. 

Emotionale Menschen werden von ihrer Umgebung fast immer unter Druck gesetzt, schneller zu sein und unreife Entscheidungen zu treffen. Wenn sie stark von schnellen Menschen konditioniert werden, besonders wenn sie mit solchen Menschen aufgewachsen sind, gewöhnen sie sich an diese Realität und kommen nur selten zu vollständiger emotionaler Bewusstheit. Ihre Wahrnehmung ist dann stets ein wenig verschwommen oder unvollständig. Sie treffen Entscheidungen, die sie später bereuen und bringen eine chaotische emotionale Frequenz in ihre Umgebung.

Emotionale Menschen müssen Informationen verdauen. Dieser Prozess erfordert Zeit und führt zu einer tiefen Auseinandersetzung mit einem Thema, das in dem Prozess von allen Seiten beleuchtet wird. Je nachdem, wo sie in ihrer Welle gerade sind, nehmen sie heute die negativen und morgen die positiven Aspekte der selben Sache wahr, bis sie schließlich das ganze Bild haben. In einer Gesellschaft, die auf Schnelligkeit setzt, können sie sehr oft nicht die Leistung abliefern, die möglich wäre, wenn sie ihr volles Potenzial ausschöpfen würden.

Für den emotionalen Menschen ist es wichtig, sich schon am Anfang einer Beziehung genug Zeit zu nehmen, um herauszufinden, wie er sich mit dem anderen fühlt. Wenn er von Anfang an dazu gedrängt wird, sich schnell auf eine Partnerschaft einzulassen, wird seine langsame Natur auch später in der Beziehung kaum gewürdigt werden. Ist er aber erst in einer Beziehung, kommt er nicht so schnell wieder heraus, da er einen Prozess durchlaufen muss. Er kann nicht anders, als emotional zu investieren und kann auch aus einer schlechten Beziehung nicht sofort aussteigen, da er erst im Laufe der Zeit erkennen kann, ob die Beziehung wirklich schlecht ist. 

Wenn er in einer Beziehung gefangen ist, die ihm nicht erlaubt, seine Welle zu leben, kann er in negativen Emotionen steckenbleiben. Er produziert dann immer mehr die Emotionen, die der emotional offene Partner nicht fühlen will. Das kann schließlich damit enden, dass sich dieser einen anderen emotionalen Partner sucht, der sich besser anfühlt – was am Anfang ja meistens der Fall ist. Für den emotionalen Menschen ist das Ende der Beziehung aber nicht das Ende seines Prozesses. Er ist nun in der Situation, dass alle Emotionen, die in der Beziehung nicht gefühlt werden durften, an die Oberfläche kommen und verarbeitet werden müssen. Erst jetzt kann emotionale Bewusstheit entstehen und er erkennt, wie er sich mit diesem Menschen wirklich gefühlt hat.

Der emotionale Mensch geht tief in eine Beziehung hinein. In ihm kann viel Schmerz und Leid entstehen und es kann lange dauern, bis diese Emotionen verarbeitet sind und er sich innerlich von einem Menschen gelöst hat. Daher ist es für diese Menschen von großer Bedeutung, sich nicht von der Leichtigkeit spontaner Menschen mitreißen zu lassen, wenn es darum geht, wichtige Entscheidungen zu treffen. Der emotionale Mensch muss lange mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen leben.

Der spontane Mensch kann sich im emotionalen Chaos seines Partners verlieren und von emotionalem Schmerz überwältigt werden, für den sein System keine Kapazität hat. Der Prozess seines Partners konditioniert ihn dazu, seine Spontanität aufzugeben und nicht länger die für ihn passenden Entscheidungen zu treffen. Nur von spontanen Entscheidungen geführt kann er ganz bei sich bleiben. Der spontane Mensch bekommt plötzliche Signale aus dem Milz-Zentrum, die sich nicht wiederholen. Die Informationen, die ihm sein Körper gibt, haben nur für den jetzigen Moment Gültigkeit. Wenn er nicht sofort, sondern erst morgen danach handelt, hat sich die Situation geändert und die Information stimmt nicht mehr. 

Die Emotionen des anderen verstärken sich im offenen Solarplexus des spontanen Menschen. Er kann dann besonders übertrieben emotional wirken, obwohl seine Natur eigentlich nüchtern und unaufgeregt ist. Wird er von den Emotionen seines Partners überrollt, kann er die leisen Signale aus dem Milz-Zentrum nichtmehr wahrnehmen. Dann wird das Leben in der Beziehung von der emotionalen Atmosphäre beherrscht und die Entscheidungen des spontanen Menschen zielen nurmehr darauf ab, es dem anderen recht zu machen, damit die Wellen nicht zu hoch schlagen.

Menschen mit undefiniertem Solarplexus neigen dazu, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Emotionale Menschen haben für gewöhnlich keine Ahnung davon, wie intensiv sie mit ihren Emotionen auf ihre Umgebung einwirken. Sie wissen nicht, was es bedeutet mit einem offenen Solarplexus von der Wucht einer Emotion getroffen zu werden. Daher verstehen sie auch nicht, warum Menschen mit offenem Solarplexus, die noch nicht gelernt haben, intelligent zu konfrontieren, Wahrheit und Konfrontation um jeden Preis aus dem Weg gehen und lieber lügen, als sich negativen Emotionen auszusetzen. 

Wenn sich der emotionale Mensch aber seiner Natur und der Macht, mit seinen Emotionen die Umgebung zu kontrollieren bewusst wird, kann er die Bereitschaft entwickeln, sanfter auf seinen Partner einzugehen. Der emotionale Mensch hat die Aufgabe zu konfrontieren und Dinge anzusprechen. So können Konflikte gelöst und überwunden werden.

Der spontane Mensch hat im Jetzt Zugang zu Bewusstheit. Er kann die Wahrheit des Moments im Hier und Jetzt erkennen, während der emotionale Mensch das Jetzt nur durch den Filter der momentanen Stimmung wahrnimmt. So kann der spontane Mensch für den emotionalen Menschen Augen und Ohren sein, wenn dieser noch im Prozess ist. Der emotionale Mensch hat Zugang zu Tiefe. Seine fühlende Bewusstheit betrachtet nicht die einzelnen Teile, sondern den Raum dazwischen und schafft Verbundenheit.

Emotionale Tiefs auskosten

Ein Irrtum, dem Menschen mit undefiniertem Solarplexus oft erliegen, aber auch emotionale Menschen selbst, wenn es ihnen so beigebracht wurde, ist die Annahme, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn sich Traurigkeit oder schlechte Laune einstellen. Man geht dann davon aus, dass emotionale Menschen von ihrem Tief erlöst werden müssen. Die Welle wird sich aber immer wieder von selbst hinaufbewegen, nachdem sie unten war. Diese Bewegung hört nie auf und passiert unabhängig von äußeren Ereignissen. Man wird also nicht für immer schlecht gelaunt sein, auch wenn es sich jetzt gerade so anfühlt. Für einen emotionalen Menschen geht es nicht darum, von dieser Stimmung erlöst zu werden, sondern sie zu durchleben.

Wenn man versucht, den emotionalen Menschen vor negativen Emotionen zu bewahren, kann dieser nicht zu seiner vollen Bewusstheit kommen. Man hält ihn dann davon ab, ganz in sich selbst zu Hause zu sein. Der Tiefpunkt der Welle stellt ein Gleichgewicht her und ein Mensch mit definiertem Solarplexus hat die Fähigkeit, mit dieser Energie umgehen zu können. Das Durchleben des emotionalen Tiefs führt zu einer neuen Wahrnehmung und einer veränderten Sicht auf die Welt. Es kann sehr bereichernd sein und große schöpferische Kraft freisetzen, wenn man dem widerstandsfrei begegnet. Daraus entsteht emotionale Fülle, die schließlich auch für nicht emotionale Menschen nährend ist und genau das hervorbringt, was sie an emotionalen Menschen so anziehend finden.

Spontanität

Menschen mit Milz-Autorität wird oft vorgeworfen, sprunghaft zu sein. So wie die Stimmungsschwankungen emotionaler Menschen oft fälschlicherweise als Charakterschwäche abgetan werden, ohne zu verstehen, dass es die Grundlage für ihre Bewusstheit darstellt, wird auch spontanen Menschen Unrecht getan, wenn man sie dafür verurteilt, dass sie ihre Pläne plötzlich über den Haufen werfen, um etwas völlig anderes zu tun. Auf genau diese Weise werden sie aber von der Überlebensintelligenz ihres Milz-Zentrums sicher und wohlbehütet durchs Leben getragen. Sie haben nur die Informationen, die Ihnen Ihr Körper im Jetzt gibt und müssen sich danach richten.

Der spontane Mensch bleibt gesund und fühlt sich in seinem Körper wohl, wenn er von den Signalen des Milz-Zentrums geführt Moment für Moment immer wieder neu entscheidet, was zu tun ist. Da Menschen mit Milz-Autorität oder spontane Generatoren ihren Impulsen im Jetzt folgen müssen, können sie unbewusst versuchen, ihre Mitmenschen zu Spontanität zu verleiten. Für Menschen, die Informationen langsam verarbeiten, bedeutet es aber, sich einem Risiko auszusetzen, wenn sie sich von Spontanität mitreißen lassen. Ihre Wahrnehmung arbeitet langsam und kann ihnen dann keine sichere Führung mehr geben.  

Entscheidungen, die für beide stimmen

Emotionale Menschen lehnen Angebote oft ab, wenn eine schnelle Antwort erwartet wird. Besser automatisch nein sagen, denn wenn man spontan ja sagt, stimmt man zu, einen Ausflug zu machen, auf den man dann doch keine Lust hat, oder man lässt sich auf die falsche Beziehung oder das falsche Investment ein. Erst nach einer Weile kommt die Bewusstheit. Dann stellen sie fest, dass sie den Ausflug doch machen möchten, die vorgeschlagene Mahlzeit doch essen wollen etc. Aber dann hat ihr spontaner Partner schon längst etwas anderes gekocht oder seine Pläne für den Tag geändert.

Wie können also schnelle und langsame Menschen Entscheidungen treffen, die für beide stimmen? Der spontane Mensch folgt seiner Wahrnehmung im Jetzt. Er holt aus dem jetzigen Moment seine Informationen für sich. Moment für Moment sammelt er seine intuitive Wahrheit. Gleichzeitig weiß er, dass der emotionale Mensch an seiner Seite jetzt kein Wissen hat, sondern erst später zu seiner Wahrheit kommt.

Der reife emotionale Mensch ist sich darüber bewusst, dass es Menschen in seinem Umfeld gibt, die ihn in Versuchung führen, sofort zu entscheiden. Er weiß, dass diese Menschen sofort wissen können, was für sie stimmt, dass er selbst aber mit Informationen im Prozess ist. Er lässt sich nicht dazu verleiten, spontan zu sein. Er weiß, seine Wahrheit kommt ein paar Momente, einen Tag oder eine Woche später. Auf diese Weise geht er verantwortungsvoll mit seiner Energie um und bringt eine harmonische emotionale Frequenz in seine Umgebung, die auch emotional offene Menschen leichter nehmen können.

Wenn es so weit ist und eine Bewusstheit eintrifft, kann herausgefunden werden, ob es für den spontanen Menschen immer noch relevant ist, oder ob er die Sache schon abgeschlossen hat. In einer Beziehung, in der jeder die Möglichkeit hat, seiner inneren Autorität zu folgen, ist die Basis für echte Verbundenheit und Intimität geschaffen. Dann treffen sich zwei Menschen, die wirklich sie selbst sind und was daraus entsteht, muss später nicht bereut werden.